Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Dialektische Theologie

Organ der dialektischen Theologie war Zwischen den Zeiten (ZZ), unter Mitarbeit von K. Barth, F. Gogarten, E. Thurneysen hg. von G. Merz, 1923 – 1933. Die Namen der vieldiskutierten dialektischen Theologen ersetzten ein ausgeführtes Programm. Bei der Gründung – so K. Barth in „Abschied von ‚Zwischen den Zeiten’“ – waren sich Herausgeber und Mitarbeiter „wie wir meinten, leidlich einig in dem was wir wollten: Im Gegensatz zu der positiv-liberalen oder liberal-positiven Theologie des Neuprotestantismus des Jahrhundertanfangs mit dem Menschgott, den wir als deren Heiligtum erkannt zu haben meinten, eine Theologie des Wortes Gottes, wie sie sich uns als jungen Pfarrern von der Bibel her allmählich als geboten aufgedrängt hatte und wie wir sie bei den Reformatoren vorbildlich gepflegt fanden“ (11, 1933, 536). Die Gemeinsamkeit erwies sich freilich je länger desto weniger als tragfähig, und Barth sah sich genötigt, die Mitarbeit aufzukündigen, als Gogarten sich die These, dass Gottes Gesetz für uns identisch sei mit dem Nomos des deutschen Volkes, zu eigen machte, und Schriftleiter und Verleger sich 1933 nicht klar für den einen oder anderen theologischen Weg zu entscheiden vermochten, sondern versuchten, die theologische Diskussion zwischen den unvereinbaren Positionen weiterzuführen. „Ich will lieber gar nicht mehr gehört werden“, schreibt Barth, „als der Meinung Vorschub leisten, dass man fernerhin gemächlich mit dem einen Ohr mich und mit dem anderen Gogarten hören könne. Wer das will, der soll heute lieber gleich ganz und gar nur Gogarten hören. – Die Gründung und der Bestand von ZZ war ein Missverständnis. Ein produktives Missverständnis, so viel kann und darf man trotz allem schon heute sagen. Könnte man die Wege der Vorsehung einsehen, so dürften wir vielleicht sogar sagen: Ein notwendiges Missverständnis“ (541). Das Auseinandergehen des Kreises von ZZ in der Krise von 1933 ist auf seine Weise paradigmatisch für Notwendigkeit und Grenze theologischer Positionalität. Wie die FC zurecht feststellt, dass es in statu confessionis keine Adiaphora geben könne, so gilt das doch wohl auch von theologischer Positionalität: Ihre Möglichkeit, sich ergänzende, aber bei aller Gegensätzlichkeit dann eben doch aufeinander bezogene Problemlösungen vorzuschlagen, ist dort aufgehoben, wo der Kirche eine Entscheidung abgefordert ist. Hier treten dann Kirche und Theologie ununterscheidbar zusammen, und theologisches und kirchliches Bekennen lassen sich nicht mehr so aufeinander beziehen, dass das kirchliche Bekenntnis unterschiedliche Positionen möglich macht. Das hat Barth in seinem Abschied von ZZ erkannt und praktiziert. Ich setze dazu: Was sich einmal als kirchliches Bekenntnis bewährt hat, lässt sich nicht mehr einfach in eine theologische Position zurückverwandeln. Die deutliche Verkrampfung, in der nach Barmen, und zwar bis in die Gegenwart hinein, die Auseinadersetzung mit Barth geführt wird, mag hier einen Grund haben.

 

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Stand: 23. Februar 2012.