Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Jahrbücher

Jahrbücher für Deutsche Theologie (JDTh) 1856 – 1878, hg. von A. Liebner, J. A. Dorner, Fr. Ehrenfeuchter, Max A. Landerer, Chr. Palmer, Jul. A. Wagenmann, Aug. Dillmann, Carl Weizäcker. Der Programmaufsatz von J. A. Dorner, „Die Deutsche Theologie und ihre Aufgaben in der Gegenwart“ charakterisiert die deutsche Theologie aus der Begegnung des germanischen Geistes und des Christentums; diese habe „in seiner weltgeschichtlichen Arbeit an unserem Geschlecht, in seinem ratlosen Bemühen, immer tiefer in dasselbe einzudringen, sich in dem Heilsbedürfnis des deutschen Gemütes den Ort bereitet, wo es in neuer Weise sich erschließen, wo es gleichsam mit seinem geschichtlichen Leben in der Menschheit eine neue Stufe beschreiten konnte, die doch anders angesehen nur Wiederkehr des Ursprünglichen, des Christentums als Evangelium ist“ (1, 1856, 2). Das Prinzip der deutschen Theologie, die Erfüllung der mystischen Sehnsucht nach Gottesgemeinschaft im Glauben, der durch die Buße gegangen ist und in Christus, dem Mittler, Gottes Liebe gefunden hat, verbindet Wort und Glauben, göttliche Autorität und menschliche Freiheit. Als Aufgabe ergibt sich aus diesem Prinzip, die individuelle Heilsaneignung zu öffnen auf die Eschatologie. „Die wahre Eschatologie wird die praktisch kirchlichen Ziele richtig bilden lehren, zwar den Wahn des Fertigseins auf irgend einem Punkt der zu durchlaufenden Entwicklung gründlich zerstören, aber der lebendigen Idee der Kirche und des Reiches Gottes die Liebe, die nur am Urbild sich entzündet, neu zuwenden und so die wahre Kirche in lebendigem, verjüngenden Fortschritt erhalten“ (23). Andererseits soll vom reformatorischen Prinzip aus zu den „objektiven Lehren“ von Trinität und Menschwerdung zurückgegangen werden, „um ihnen die neue Aneignung und fortbildende Regeneration zu Teil werden zu lassen, deren sie unzweifelhaft bedürfen, um den evangelischen Geist nicht mehr halb fremd, sondern wahrhaftig eigen zu sein“ (31). In der Ethik gelte es, sich noch stärker den sittlichen Gemeinschaften zuzuwenden. Der dogmatische Kirchenbegriff müsse durch einen ethischen ergänzt werden. Das Christliche dürfe nicht durch seine Darstellung im Verhältnis zur Kultur Missverständnisse provozieren, sondern es sei „bei der kräftigsten Lehre von Sünde und Gnade auch besonders auf die Seite zu achten, nach welchen das Christentum dem Wahren der ersten Schöpfung zugeneigt, und als die Erfüllung ihres innersten Sehnens, überhaupt aber nach seiner Allseitigkeit mit allem Besseren in der Kulturwelt in geheimer Verwandtschaft erscheint“ (46). Die ernste Arbeit an den genannten Problemen sei die Aufgabe des neuen theologischen Organs, nicht Einmischung in kirchen-politische Parteikämpfe.

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Stand: 23. Februar 2012.