Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Lutherisch-kirchliche Zeitschriften

Eine länger dauernde Wirksamkeit war der ZKWL freilich nicht beschieden. An ihre Stelle trat, zugleich als Nachfolgerin der Erlanger ZPK, die Neue Kirchliche Zeitschrift (NKZ), 1890 – 1933, die schon bei den neben den Redaktoren, zunächst G. Holzhauser, dann W. Engelhardt genannten Herausgebern die Verbindung von Theologie und Kirche betonte: Zunächst ist Fr. Frank als Herausgeber genannt, neben ihm Oberkonsistorialrat Buchrucker in München. Nach Frank trat Zahn ein, nach Buchrucker Oberkonsistorialrat Burger, dann A. Kahl, schließlich H. Bezzel als Kirchenmann. Der Programmartikel von Frank über „Lage und Aufgabe der gegenwärtigen kirchlichen Theologie“ beschwört den Ursprung dieser kirchlichen Theologie in der Erweckung. Das Leben aus dieser Erweckung habe sich „in die vertrockneten Gebeine der alten Kirchenkörper hinein ergossen“ (1, 1890, 3), und daraus stammte zweifellos in erster Linie die kirchliche Theologie der Gegenwart. Frank sieht die gegenwärtige Lage bestimmt durch einen „realistischen Zug“ (10), den Positivismus, der den exakten Wissenschaften zugute komme. Dagegen sei die geistliche Erfahrung weniger stark. Frank redet von einer „Verkühlung“, die gegenüber den hohen Zeiten der Erweckung eingetreten sei. „Niemals würde die Theologie Ritschls, welche nach allen Seiten eine Verdünnung und Verflachung der christlichen Glaubenswahrheit darstellt, unter der theologischen Jugend soviel Anklang gefunden haben, wenn nicht in der eingetrockneten geistlich-sittlichen Erfahrung der entsprechende Resonanzbogen für die neue Lehre vorhanden wäre“ (13). Frank, der hier einen neuen Rationalismus heraufkommen sieht, klagt heftig. „Die jungen Leute wussten aus eigener Erfahrung nichts mehr von Wiedergeburt und Bekehrung: Das waren ihnen flatus vocis – darum horchten sie nun um so mehr auf die Rede von der Berufstreue, ohne zu bedenken, dass dieselbe erst einen Wert bekommt, wenn sie aus einem bekehrten Herzen, aus einem neuen gewissen Geist hervorgeht“ (14f). Gegen dieses „neue Evangelium, ein anderes, als was Paulus den Galatern gebracht hat“ (ebd.), ruft er zum Bekenntnis, zum Kampf gegen die Union, zum Vorwärtsschreiten in der Erkenntnis der evangelischen Wahrheit. In einem Vorwort zum 4. Jg. 1893 feiert Frank dann den gelungenen Start. Sicher ist es der Segen Gottes, den man in der Verbreitung der Zeitschrift erlebt. Aber dazuhin kommt das Bedürfnis, in der Unsicherheit der Zeit sich kompetente Belehrung zu holen, wie es gerade bei den Pfarrern herrscht. Das expliziert Frank am Apostolikumsstreit (s. o. S. 144f). Die Polemik ist dabei scharf und verletzend; es braucht den Gegner, damit man sich selbst bestätigen kann, in diesem Fall den Ritschlianer Harnack. „Es ist nicht wahr, dass nur einzelne Stücke das Apostolikum verleiden; die Quintessenz des Bekenntnisses, den Glauben an den Mensch gewordenen eingeborenen Sohn Gottes teilt ihr nicht mit der Kirche, der evangelischen Kirche, und daher kommt im letzten Grunde euer Widerspruch, daher der Beifall der unverständigen Menge, der euch zujubelt“ (18). Die Abgrenzung gegen das angeblich andere Evangelium der theologischen und kirchlichen Gegner, die Unterstellung, sie meinten ganz anderes und viel Schlimmeres, als sie sagten, ist uns geläufig. Eben darum  weise ich darauf hin.

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Stand: 23. Februar 2012.