Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Ausgewählter Rationalismus

Den ausgewählten Rationalismus soll vertreten das Neue kritische Journal der theologischen Literatur (NKJTL), Hg. B. Winer, V. Engelhardt 1824 – 1830. Über ihre Prinzipien äußern sich die Herausgeber so: „Die Überzeugung, dass Wahrheit das höchste Ziel aller wissenschaftlichen Forschungen sein muss, und dass diese in einem Zeitalter, wo die Entscheidung noch fern zu liegen scheint, durch Eröffnung eines Kampfplatzes für die streitenden Parteien sicherer, als durch Verschließung desselben erreicht werden könne, hat uns zu dem Entschluss geführt, jedem Gelehrten, der mit wissenschaftlichem Ernste und Anstande kämpft, sei er Supranaturalist oder Rationalist, hier eine Freistätte zu sichern“ (1, 1824, 15). Um dabei jeden Anschein der Parteilichkeit zu vermeiden, wollen die Herausgeber „von jedem dogmatischen oder apologetischen Hauptwerke die Rezension allemal einem solchen Mitarbeiter übertragen, der notorisch der entgegengesetzten Überzeugung zugetan ist, so dass stets Thesis und Antithesis in Vereinigung erscheint“ (16).

Das Rezensionsorgan führt die Tradition von Gablers Neuestem theologischen Journal (NThJ) fort,
von 1801 – 1811 unter dem Namen
Journal für auserlesene theologische Literatur (JATL) erschienen.

Diesem folgte das 1813 von C. F. Ammon herausgegebene, im selben Jahr von L. Bertholdt übernommene Kritische Journal der neuesten theologischen Literatur (KJNTL).

Die spekulativen Theologen der durch Hegel beeinflussten Richtung, soweit sie nicht zur jüngeren Tübinger Schule zu rechnen sind, ließen sich schwer erfassen. So ist hier ausnahmsweise einmal ein bloßes Rezensionsorgan mit aufgenommen, die Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik (JWKr), hg. von der Sozietät für wissenschaftliche Kritik zu Berlin 1826 – 1846. Für die Theologie war hier vornehmlich Marheineke tätig. Freilich bieten die theol. Rezensenten ein recht buntes Bild. Neben dem frühverstorbenen Freund von D. F. Strauß, Märklin (s. o. 87), steht der Antirationalist A. Hahn, oder der Hengstenberg-Schüler Haevernick. Die Zuweisung zu den JWKr ist darum sicher keine eindeutige Positionsbestimmung. Doch zeigt das auch an, dass Positionalität nicht die einzige Bestimmtheit der Theologie unseres Zeitraumes ist.

Die Zeitschrift für spekulative Theologie (ZSpTh), hg. von Bruno Bauer, 1836 – 1838, hat sich trotz des renommierten Mitarbeiterkreises nicht durchgesetzt. Das mag nicht nur an dem raschen Zerfall der durch Hegel beeinflussten Theologie liegen; man hatte kein Publikum, war den Rationalisten genauso suspekt wie den kirchlichen Gesonnenen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

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Stand: 23. Februar 2012.