Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Tübinger Zeitschrift

Als ausgesprochenes Organ der jüngeren Tübinger Schule folgen ihr die Theologischen Jahrbücher (ThJB(T)), Hg. E. Zeller, ab Bd. 6 mit F. Ch. Baur, 1842 – 1857. Der Herausgeber setzt in seinem Vorwort zum 5. Band, 1846, mit einer theologischen Ortsbestimmung ein. Der Gegensatz von Rationalismus und Supranaturalismus habe sich totgelaufen. Zunächst habe Schleiermacher hier weitergeführt. Seine „geschichtliche Bedeutung hat ihren letzten Grund in der ihm eigentümlichen Verbindung der Theologie mit der Philosophie“ (3). Er habe zuerst die Theologie auf den Boden des Selbstbewusstseins versetzt, auf dem allein ihre philosophische Behandlung möglich ist. Doch musste die Konsequenz dann gezogen werden: „Die Schleiermachersche Gefühlstheologie musste ihren Platz an der Spitze der theologischen Entwicklung dem Hegelschen System abtreten“ (5). Freilich habe dann das rücksichtslose Auftreten der neuesten Kritik dazu gedient, die Partei der Reaktion zu verstärken, die sich in ihrer Polemik Schleiermacherscher Denkelemente bediente und sich vornehmlich gegen den Hegelschen „Pantheismus“ wandte. In der breiten Mittelpartei, der „Pektoraltheologie“, die vom subjektiven Bedürfnis mehr als von einem objektiven Prinzip geleitet werde, sei das Losungswort „Glauben und Wissen“ (9). Dem Geist der Zeit entspreche die spekulative Theologie. Zum alten Kirchenglauben könne man nun einmal nicht zurückkehren. Denn die aufgeklärte Kritik habe sich in breitem Ausmaß durchgesetzt. Auch der Eklektizismus der Vermittler führe aber nicht weiter. Vielmehr sei angesichts der breit angelegten Kritik eines Feuerbach und Strauß jetzt Konsequenz gefordert. Zwar sei diese Konsequenz das, was die meisten fürchten. Aber sie entzögen sich damit dem, was unumgänglich an der Zeit ist. „Durch rückhaltlose Anerkennung der Kritik und ihrer Resultate die wahre Positivität zu gewinnen, dies ist der konservative Standpunkt, der in unserer Zeit allein noch möglich ist“ (24). Dabei gehe es insbesondere um die zwei Fragen nach dem allgemeinen Ursprung der Religion und nach dem geschichtlichen Ursprung des Christentums, die die spekulative Theologie nicht einfach als gegebene Tatsache, als vollendete göttliche Offenbarung hinnehme, wie ihre supranaturalistischen Gegner, sondern die sie zu begreifen suche (26). Die Jahrbücher wollten zwar, dem Prinzip der freien wissenschaftlichen Erörterung folgend, jede tüchtige Arbeit willkommen heißen, auch wenn sie der persönlichen Ansicht der Herausgeber widerspreche. „Andererseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Charakter einer wissenschaftlichen Zeitschrift, die mehr als ein bloßes Repertorium sein will, vorzugsweise durch die Richtung des Herausgebers bestimmt wird, und insofern mag unser theologisches Glaubensbekenntnis immerhin zugleich als das der Jahrbücher betrachtet werden“ (28). Die hier in den ThJb (T) versammelten Autoren sind freilich zu einem großen Teil aus der theologischen Karriere verdrängt worden. Der Vorwurf des „Pantheismus“ gegen die Angehörigen der Schule saß fest, und die auf die 48er-Revolution folgende konservative Gestimmtheit in den 50er Jahren tat ihr Übriges.

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Stand: 23. Februar 2012.