Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Lehrstuhl für Systematische Theologie

Prof. Dr. Heinrich Assel

Zeitschriften

Vermittlungstheologie

Vermittelnde Organe sollen folgen. Während die Theologische Zeitschrift (ThZ(Be)), hg. von F. Schleiermacher, W. M. L. de Wette und F. Lücke es 1819 – 1822 nur auf drei Hefte brachte und dann wieder eingestellt wurde, hat das 1828 gestartete eigentliche Organ der Vermittlungstheologie, die Theologischen Studien und Kritiken (ThStKr), zunächst in Verbindung mit J. K. L. Gieseler, F. Lücke und K. I. Nitzsch von K. Ullmann und F. W. K. Umbreit herausgegeben, bis 1938 existiert. In der Ankündigung heißt es, das „wahre Gedeihen der Theologie“, zumal in der evangelischen Kirche, hänge davon ab, dass „sich Glaube und Wissen in ihr befreunden und einander durchdringen“. So werde die neue Zeitschrift der „Knechtschaft des Buchstabens“ auf der einen Seite, aber auch der „Ungebundenheit und Gesetzlosigkeit schwärmerischen Geistes“ auf der anderen entgegentreten. „Durch dieses offene Bekenntnis glauben die Herausgeber ihr Unternehmen bei allen denen rechtfertigen zu können, welche mit ihnen der Meinung sind, dass es in keiner Zeit, am wenigsten aber in der unsrigen, der wahren Vermittlungen zu viele geben könne“ (ich zitiere nach F. Kattenbusch, Hundert Jahre „Studien und Kritiken“, ThStKr 100, 1927, VI). Die Zeitschrift wolle keiner der geltenden Parteien angehören, noch weniger eine neue bilden, lade vielmehr „alle diejenigen Theologen unserer Kirche“ zum Beitritt ein, die sich mit ihnen in dem theologischen Grundbekenntnis zum einfachen biblischen Christentum vereinigen. Kattenbusch betont in seinem Rückblick ausdrücklich, dass die ThStKr immer auch solche Leute zur Mitarbeit zu gewinnen suchten, die sich keineswegs zur Vermittlungstheologie als Schule hielten (VII). So ist hier zwar einerseits breit die „Vermittlungstheologie“ in ihren  verschiedenen Spielarten vertreten, die Schleiermachers Anregungen verpflichtet blieb. Zugleich aber sind in den ThStKr dir unterschiedlichsten Theologen, in der neueren Zeit gerade auch die Ritschlianer, vertreten. Auch das gehört mit zu dem Bild der Positionalität, die unseren Zeitraum bestimmt, dass sich die Orientierung auf die Mitte hin in dem mindestens quantitativen Überwiegen der durch die ThStKr repräsentierten mittleren Linie zeigt. Die eher konservativ-kirchliche, aber nicht der Konfession, sondern der Union verpflichtete Richtung der Vermittlungstheologie repräsentieren die folgenden Organe: Deutsche Zeitschrift für christliche Wissenschaft und christliches Leben (DZCW), begründet durch Jul. Müller, Aug. Neander u. K. I. Nitzsch, hg. von K. F. Th. Schneider, 1850 – 57, NF 1858 – 61. Das Programm der sich selbst als fortschreitend konservativ“ bezeichnenden Zeitschrift stilisiert den Geisteskampf zweier Richtungen, „zwischen denen keine Versöhnung und keine Ausgleichung möglich ist. Wir können sie bezeichnen als die verneinende und zerstörende und in der Erhaltung dienende Richtung.“ Sie will die erhaltenden Kräfte sammeln, „alle, welche übereinstimmen in dem Glauben an den lebendigen, überweltlichen, persönlichen Gott, den historischen Christus und ein ewiges Leben in der Gemeinschaft mit ihm. „Innerhalb dieser Grundrichtung gebe es zwar Gegensätze; doch durch deren Besprechung könne das Bewusstsein höherer Einheit hervorgerufen werden. Erhaltung könne es nur im Fortschreiten geben, nicht aber dort, wo man versuche, „eine alte Form des evangelischen Kirchenwesens, eine alte Gestalt der Theologie wiederherzustellen“. Für dieses Fortschreiten wird Schleiermacher genannt. Man stimme darin überein, „dass vornehmlich an ihn die weitere Entwicklung unserer Theologie anzuknüpfen hat, und dass der von ihm gegebene mächtige Anstoß noch lange fortwirken muss in der christlichen Wissenschaft des protestantischen Deutschland“. In der Sache brauche es die „Unterscheidung zwischen dem Worte Gottes und der Heiligen Schrift“, eine neue Bestimmung des Verhältnisses von Altem und Neuem Testament und die freie Untersuchung des biblischen Kanons nach den Grundsätzen der wissenschaftlichen Kritik. Der konservative Affekt des Programms verbindet sich also mit einer vermittelnden Reflexion (vgl. 1, 1850, 1f).

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Stand: 23. Februar 2012.