Ernst Lohmeyer


Theologische Fakultät im Ernst-Lohmeyer-Haus. Foto: IEEG

Namensgeber des Fakultätsgebäudes

Mit Ernst Lohmeyer (1935-1946) gewann Greifswald einen der profiliertesten Neutestamentler - zunächst ohne eigenes Zutun. Lohmeyer, der sich als Rektor der Universität Breslau 1932 für jüdische Kollegen eingesetzt hatte, wurde 1935 von den Nationalsozialisten nach Greifswald strafversetzt. Hier verfasste er Arbeiten wie "Galiläa und Jerusalem" (1936), den bedeutenden Kommentar zum Markusevangelium im KEK (1937), "Kultus und Evangelium" (1942), "Gottesknecht und Davidsohn" (1945) oder "Das Vaterunser" (1946). Eigenwillig in Sprache und Denken entzog er sich den vielfältigen Schulbildungen und -streitigkeiten seiner Zeit. Dass er sich dem zunehmenden Antisemitismus in der Auslegung der biblischen Schriften verweigerte, macht ihn in der Wissenschaftslandschaft der 30er und 40er Jahre zu einer Ausnahmeerscheinung. Nach dem Vortrag seines Greifswalder Vor-Vorgängers Gerhard Kittel über "Die Judenfrage" von 1933 etwa wandte er sich mit einem Brief entschuldigend und klärend an Martin Buber. Nach 1945 wurde Lohmeyer dank seiner integren Persönlichkeit zum ersten Rektor der neu zu organisierenden Greifswalder Universität gewählt. Dem kommunistischen System stand er jedoch ebenso kritisch gegenüber. In der Nacht vor der feierlichen Wiedereröffnung der Universität am 15. Februar 1946 wurde Ernst Lohmeyer vom sowjetischen NKWD verhaftet. Die Gründe - eine bis heute nicht völlig aufgeklärte politisch motivierte Denunziation - blieben ebenso wie sein Verbleib im Dunkeln. Vom Tod Lohmeyers erfuhren die Familie und die Greifswalder Öffentlichkeit erst 1958. Bereits am 19. September 1946 war er in Greifswald erschossen worden. 1996 fand ein Rehabiltitationsverfahren statt. Der Neubau, den die Theologische Fakultät im Jahr 2000 am Rubenowplatz bezog, trägt seither den Namen "Ernst-Lohmeyer-Haus".