Forschungsprojekte

Prof. Dr. Christfried Böttrich

Die Mayersche Lehrsynagoge in Greifswald

Die Mayersche Lehrsynagoge in Greifswald

Zwischen 1706 und 1708 richtete der Greifswalder Theologieprofessor und Generalsuperintendent von Schwedisch-Pommern in seinem Haus eine für Lehrzwecke bestimmte Synagoge ein. Diese Installation, die von seinem Schüler Christoph Wallich ausgeführt wurde, war zugleich Teil einer umfangreichen Bibliothek. Nach Mayers Tod 1712 gelangte die “Synagoge” auf abenteuerlichen Wegen schließlich über Leipzig nach Dresden, wo sie bis zu Beginn der 1830er Jahre im Wallpavillon des Dresdner Zwingers als Teil eines “Juden-Cabinets” zu sehen war. Danach verlieren sich ihre Spuren. Eine Schrift Wallichs über diese Lehrsynagoge, die in drei Auflagen erschien und die eine detaillierte Beschreibung enthält, ist das einzige Relikt. Ziel des Projektes ist es, das theologie- und kulturgeschichtliche Umfeld dieser Lehrsynagoge aufzuarbeiten und neue Quellen ihrer Geschichte zu erschließen. Die Ergebnisse sind 2016 in einem bebilderten Sammelband erschienen.

Die “Kratkaja Chronografičeskaja Paleja”

Die “Kratkaja Chronografičeskaja Paleja”

byzantinisch-slavische Überlieferungen im Kontext der europäischen Historienbibeln

Die “Kratkaja Chronografčieskaja Paleja” ist eine Anthologie alttestamentlicher Erzähltexte im slavischen Kulturkreis. In diesem Textkorpus sind zahlreiche jüdische und christliche apokryphe Überlieferungen aufbewahrt worden. Im Rahmen des Projektes soll eine kritische Edition des Textes mit deutscher Übersetzung, Einleitung und Fußnotenkommentar erarbeitet werden - in enger Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen in St. Petersburg und Sofia. Das Projekt wird durch Mittel der DFG ermöglicht. Projektmitarbeiter sind Sabine und Dieter Fahl.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

  • "Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament" (ThHK)
  • Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig
  • Neubearbeitung des Kommentars zum Lukas-Evangelium

Unter den großen Kommentarreihen zum Neuen Testament hat der ThHK seit vielen Jahren einen guten Namen und einen festen Platz. Seit 1928 ist er auf dem Markt vor allem als ein Kommentar für die Praxis etabliert. Übersichtlichkeit, Verstehbarkeit und kompakte Präsentation des Forschungsstandes sind seine wesentlichen Merkmale. Jeder Band hat bislang schon mehrere grundlegende Neubearbeitungen erfahren. Die jüngsten Bände sind: Johannesevangelium 1998, Römerbrief 1999, Erster Thessalonicherbrief 1999. Die Neubearbeitung des Lukas-Bandes (zuletzt 1961/1988) ist längst schon dringlich geworden.
In den letzten Jahrzehnten haben die Forschungen zum Lukas-Evgl. einen großen Aufschwung genommen - den es aufzunehmen und aufzubereiten gilt. Dabei sollen vor allem die Erkenntnisse aus der Arbeit am CJH (siehe folgendes Projekt) in diesen Kommentar einfließen.

Theologischer Handkommentar

http://www.eva-leipzig.de/

Corpus Judaeo-Hellenisticum

Corpus Judaeo-Hellenisticum

  • "Corpus Judaeo-Hellenisticum" (CJHNT), Mohr / Siebeck, Tübingen
  • Bearbeitung des Kommentar-Bandes zum Lukasevangelium

Das Projekt des "Corpus Judaeo-Hellenisticum" hat eine lange Vorgeschichte. Sie beginnt in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg bei dem Leipziger Neutestamentler Georg Heinrici. Dessen Ziel war die Schaffung eines großen Kommentarwerkes zum NT, das Parallelen aus der Literatur der Umwelt zusammenstellt. Im Laufe der Jahre vielfach verändert und präzisiert, ist das Projekt 2002 durch Karl-Wilhelm Niebuhr (Jena) völlig neu konzipiert worden. Der Textbereich ist jetzt auf die Literatur des frühen Judentums (unter Ausschluss von Qumran) konzentriert.
Als Endprodukt soll ein mehrbändiges Werk entstehen - bestehend aus mehreren Teilbänden zu den ntl. Schriften. Dieses Werk wird die Funktion eines Werkzeuges für Theologen, Althistoriker, Philologen, Patristiker, Religionswissenschaftler erfüllen - in der Sammlung und Aufbereitung aller Bezüge zwischen dem NT und seiner hellenistisch jüdischen Umwelt.
Regelmäßige Lektüretagungen und Konsultationen begleiten die Arbeit. Im Dreijahresrhythmus begleiten und fördern internationale Symposien die Erarbeitung des CJH. Die erste Tagung fand 2003 in Eisenach statt (Philo und das NT - das NT und Philo), die zweite fand 2006 in Greifswald statt (Josephus und das NT - das NT und Josephus). Die dritte Tagung fand 2009 in Leipzig statt (Neues Testament und Hellenistisch-Jüdische Alltagskultur). Die vierte Tagung fand 2012 in Heidelberg statt (Anthropologie und Ethik im Frühjudentum und im Neuen Testament – Wechselseite Wahrnehmungen).
Vgl. ausführlich zur Geschichte des OJH mit Berichten und Dokumentation: Frühjudentum und Neues Testament im Horizont Biblischer Theologie. Mit einem Anhang zum Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti, hg. von W. Kraus und K.-W. Niebuhr, WUNT 162, Tübingen 2003, 303-382.

Jüdische Schriften

Jüdische Schriften

"Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit" (JSHRZ), hg. von Hermann Lichtenberger, Gütersloher Verlagshaus.

In der Zeit zwischen den Testamenten (3. Jh. v.Chr. bis 2. Jh. n.Chr.) hat das sogen. frühe Judentum eine große Zahl religiöser Texte hervorgebracht.
Alle diese Texte sind auf das Alte Testament bezogen - und repräsentieren damit auf sehr vielfältige Weise Formen von Schriftauslegung. Außer der Bibliothek von Qumran kennen wir heute ca. 60 solcher Schriften, die meist in der griechischsprachigen Diaspora entstanden sind. Man bezeichnet diese Texte für gewöhnlich als "Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments", "Zwischentestamentarische Literatur", "Frühjüdische Literatur", "Literatur aus der Periode des zweiten Tempels" - oder eben als "Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit". 1975 hat W. G. Kümmel (Marburg) begonnen, diese Texte in neuen deutschen Übersetzungen vorzulegen - und damit im Rahmen einer Reihe für ein breites Publikum zugänglich zu machen.
2002 ist diese Reihe von Hermann Lichtenberger (Tübingen) zum Abschluss gebracht worden. Dieser Abschluss war zugleich der Beginn für eine Fortsetzung des Projektes als "JSHRZ Neue Folge" - denn noch fehlten einige Texte in der vorliegenden Sammlung.
Im Rahmen der JSHRZ.NF bearbeite ich die beiden folgenden Texte:

Die Geschichte Melchisedeks

Die Geschichte Melchisedeks

1.Geschichte Melchisedeks (griech.) - HistMelch

Erzählt wird in Anlehnung an Gen14,18-20 die Geschichte des Königssohnes von Salem, Melchisedek. Weil er sich weigert, mit seinem Vater am Götzenopfer teilzunehmen, soll er selbst geopfert werden. Er flieht auf den Berg Tabor und lebt dort in Einsamkeit. Abraham führt ihn wieder zurück, empfängt von ihm den Segen und gibt ihm den Zehnten. Die Erzählung ist griech., syr., kopt., äth., arab., armen., georg., slav., rumän. überliefert. Im Kern handelt es sich um eine jüdische Erzählung, die jedoch deutliche Spuren einer christlichen Überarbeitung aufweist.
Dieser Band ist 2010 erschienen.

Die Leiter Jakobs

Die Leiter Jakobs

2. Leiter Jakobs (slav.) - LeitJak

Erzählt wird die Geschichte Jakobs und seines Traumes von der Himmelsleiter. Gegenüber Gen 28 ist der Traum ausgeschmückt. Ein Engel deutet Jakob den Traum, indem er die Stufen der Leiter auf verschiedene Perioden der Geschichte Israels bezieht. Damit fügt sich der Text in das Genre apokalyptischer Weltdeutung ein. Die Leiter Jakobs ist nur in slav. Übersetzung erhalten. Der Text ist stark verdorben und bietet zahlreiche Schwierigkeiten.Wahrscheinlich liegt hier eine kleine jüdische Apokalypse hohen Alters vor, die im Laufe ihrer langen Überlieferung nicht unbeschadet geblieben ist.

Biblische Gestalten

Biblische Gestalten

"Biblische Gestalten", Taschenbuchreihe bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig, hg. von Rüdiger Lux und Christfried Böttrich.

Die Bibel im Alten und Neuen Testamentes bietet keine Sammlung von dogmatischen Lehrsätzen - sie ist vielmehr eine Sammlung von Geschichten. Menschen erleben zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen Geschichten mit Gott. Biblische Theologie kommt zuerst in solchen Geschichten zum Ausdruck. Die Taschenbuchreihe will einen neuen Zugang zu den großen Themen biblischer Theologie durch die Darstellung prägender biblischer Gestalten eröffnen. In ihnen spiegelt sich nicht nur die Vielfalt des Glaubens wider. Die Gestalten der Bibel haben zugleich auch die Geschichte unserer abendländischen Kultur nachdrücklich geprägt.
Die Reihe hat einen Zweig "Altes Testament" und einen Zweig "Neues Testament". Insgesamt sollen es 30 Bände werden. Alle Bände folgen einem gemeinsamen Schema (A. Einführung, B. Darstellung, C. Wirkung). Sie sind abwechslungsreich bebildert, leicht lesbar geschrieben - der Preis beträgt ca. 15,00 EU.

Biblische Gestalten

www.eva-leipzig.de

Biblische Reiseführer

Biblische Reiseführer

EVA’s Biblische Reiseführer”, Taschenbuchreihe bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig, hg. von Christoph vom Brocke und Christfried Böttrich.

Was nicht im Baedecker steht - das bietet diese neue Reihe von Reiseführern. Ihr Ziel ist es, den archäologischen Befund vor Ort mit den biblischen Texten in Beziehung zu setzen. Reich bebildert sowie mit Karten und Grundrissen ausgestattet ermöglichen die Reiseführer eine leichte Orientierung über die Bedeutung von Landschaften und Orten im Zusammenhang biblischer Erzählungen.
Die Reihe ist auf insgesamt 9 Bänden angelegt und in Zusammenarbeit mit “Biblische Reisen” konzipiert. Es gibt vom Umfang her unterschiedliche Formate - zu 16,60 EU und 12,60 EU. Die Bücher sind gut lesbar geschrieben und darauf abgestellt, auf der Reise vor Ort benutzt zu werden.

Biblische Reiseführer

www.eva-leipzig.de

Constantin von Tischendorf

Constantin von Tischendorf

Constantin von Tischendorf (1815-1874) - biographisch-bibliographische Studien

Mit dem Namen des Leipziger Theologen verbindet sich der atemberaubende Aufschwung textkritischer Forschung zum Neuen Testament im 19. Jh. Während ausgedehnter Reisen entdeckte er zahlreiche neue Handschriften, die er auf mustergültige Weise publizierte. Den Höhepunkt stellte 1859 die Entdeckung des "Codex Sinaiticus" - der ältesten vollständigen Pergamenthandschrift des Neuen Testaments (Mitte 4. Jh.) im Katharinenkloster auf dem Sinai dar. Insgesamt gab Tischendorf 24 Auflagen seines griechischen NT heraus - 8 davon haben den Text grundlegend neu bearbeitet. Die "Editio octava critica maior" (1869/72) fasst den Ertrag lebenslanger Forschung zusammen. Die Arbeiten Tischendorfs schufen die Grundlage für unsere heutigen Textausgaben des griechischen Neuen Testaments. Eine 1999 zusammengestellte vollständige Bibliographie der Werke Tischendorfs, einschließlich Briefe, Autographen und Sekundärliteratur, soll für eine zweite Auflage erweitert und ergänzt werden - alle Hinweise sind willkommen!
Aus dem inzwischen gesammelten umfangreichen Material ist zugleich eine populäre, bebilderte Geschichte des "Codex Sinaiticus" entstanden.
Arbeiten zum Thema von Christfried Böttrich:

  • Bibliographie Konstantin von Tischendorf (1815-1874), Leipzig 1999.
  • Tischendorf-Lesebuch. Bibelforschung in Reiseabenteuern, Leipzig 1999.
  • Art. Tischendorf, Constantin von, TRE 23, 2001, 567-570.
  • Caspar René Gregory (1846-1917). Ein amerikanischer Neutestamentler in Leipzig, Herbergen der Christenheit 26, 2002, 71-83.
  • Constantin von Tischendorf und der Transfer des Codex Sinaiticus nach St. Petersburg, in: Die Theologische Fakultät der Universität Leipzig. Personen, Profile und Perspektiven aus sechs Jahrhunderten Fakultätsgeschichte, hg. von A. Gößner, Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte A/2, Leipzig 2005, 253-275.
  • gemeinsam mit Sabine Fahl: Das Dossier des russischen Ministers Golovin von 1862 zur Frage des “Codex Sinaiticus”, Scriptorium 63/2, 2009, 288-326.
  • Neue Dokumente zur Geschichte des “Codex Sinaiticus”, Early Christianity 1/4, 2010, 605-613.
  • “Mich reißt das Schicksal gewaltig fort”. Linien einer Biographie, in: Tischendorf und die Sache nach der ältesten Bibel. Katalog zur Ausstellung in der Bibliotheka Albertina 18. Februar - 29. Mai 2011, hg. von F. Kolovou und U. J. Schneider, Leipzig 2011, 6-13.
  • Der Jahhundertfund. Entdeckung und Geschichte des Codex Sinaiticus, Leipzig 2011.
  • Constantin Tischendorf und Avraam Norov. Protestantisch-orthodoxe Bemühungen um den Bibeltext in der Mitte des 19. Jhs., in: Logos im Dialogos. Auf der Suche nach der Orthodoxie. Gedenkschrift für Hermann Goltz (1946-2010), hg. von Anna Briskina-Müller, Armenuhi Drost-Abgarjan und Axel Meißner, Forum Orthodoxe Theologie 11, Berlin 2011, 91-111.
  • Art. Tischendorf, Constantin von, www.wibilex.de, Oktober 2012.
  • One Story - Different Perspectives. The Case of the Codex Sinaiticus, in: Tagungsband der Konferenz vom Juli 2009 in der British Library London.
Juden, Christen und Muslime

Juden, Christen und Muslime

  • Juden Christen und Muslime
  • ... in Judentum, Christentum und Islam”, Vandenhoeck Ruprecht, Göttingen.

Vom “Dialog der Religionen” ist immer wieder die Rede - doch nur selten gewinnt dieses Schlagwort die Gestalt eines verständlichen, auf breiter Basis geführten Gespräches. Die neue Sachbuchreihe will dazu beitragen, einige Gemeinsamkeiten zwischen Juden, Christen und Muslime sichtbar zu machen. Dabei geht es jedoch nicht um theologisch-systematische Reflexionen, sondern um einen Fundus an gemeinsamen Geschichten. Diese Geschichten verbinden sich mit populären Gestalten, die in der Frömmigkeit der drei “Abrahamischen Religionen” ihre jeweils eigene Rolle spielen.
Die Reihe umfasst die folgenden Bände:
1. Abraham - in Judentum, Christentum und Islam: 2009
2. Jesus und Maria - in Judentum, Christentum und Islam: 2009
3. Mose - in Judentum, Christentum und Islam: 2010
4. Adam und Eva - in Judentum, Christentum und Islam: 2011
5. Elia und andere Propheten - in Judentum, Christentum und Islam: 2013
Die Bände werden geschrieben von Beate Ego (Bochum) für den Teil Judentum, Christfried Böttrich (Greifswald) für den Teil Christentum, Friedmann Eißler (Berlin) für den Teil Islam