WS 2013/2014

Service-Theologie. Kommunikation theologischer Inhalte mittels digitaler Möglichkeiten

Stephan Rehm
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Neues Testament

 

»Das Theologiestudium fordert die eigene Person und deren Einstellung zur Welt und zu Gott heraus. Das wissenschaftliche Studium schafft zunächst eine ungewohnte Distanz zur Praxis des Glaubens. Dennoch kommt der eigene Glaube nicht zu kurz. Denn Theologie und die eigene Biographie sind eng miteinander verknüpft.

Theologie studieren heißt nicht nur, sich mit Traditionen auseinander zu setzen, sondern auch neue, überraschende Einsichten gewinnen. Es heißt nicht nur, Texte zu lesen, sondern auch Menschen und deren Kon-Texte zu verstehen.

Auf Theologiestudierende wartet ein attraktiver und spannender Beruf, in dem unterschiedliche Begabungen zum Zuge kommen. Das Spektrum der Tätigkeiten ist vielfältig. Sie erfordern sowohl theologische wie auch personale und kommunikative Kompetenz.«

Mit diesen Sätzen begrüßt das EKD-Portal »Theologiestudium. de« (eingesehen am 12.06.2013) seine Besucher. Ich denke seit längerem den dreifach spezifizierten Kompetenzen nach, die im letzten Satz angesprochen werden. Dass beides, sowohl das theologische Arbeiten als auch das Kommunizieren mit anderen Menschen, die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und Offenheit für die Positionen anderer braucht, ist meines Erachtens selbstverständlich. Mit der digitalen Revolution sind die Möglichkeiten zu kommunizieren Mitte der 1990er Jahre regelrecht explodiert. War man hinsichtlich personaler Kommunikation lange Zeit auf das zwischenmenschliche Gespräch und auf das Briefeschreiben angewiesen, so entwickelte sich im 20. Jh. nach den Printmedien zunächst das Fernsehen zu einem Leitmedium der Massenkommunikation. Im Jahre 1995 schuf man mit dem »Internet Protocol Version 6« (IPv6) die Voraussetzung dafür, dass sich das Internet so entwickeln konnte, wie wir es heute kennen. Zur (Massen-)Kommunikation gehört spätestens seit der Jahrtausendwende, dass die digitalen Möglichkeiten nun auch entdeckt und gebraucht werden: Wollen wir interpersonal kommunizieren, so können wir inzwischen E-Mails schreiben, Kurznachrichten-Chats führen, auf Twitter und facebook »folgen« oder eben vorangehen, »twittern« oder »posten«. Interaktive institutionelle und private Websites, Blogs, Wikis und Foren sorgen dafür, dass »Langeweile« bei denen, die mit dem Netz umzugehen wissen, aus dem Wortschatz auszusterben droht. Google als YoTube-Inhaber sowie seine gleichnamige Suchmaschine, verschiedene (Kult-)Apps, allzeit verfügbare Podcasts und das (Live-)Streaming von Radio und Fernsehen bestimmen die Massenkommunikation heute.

Auch das (theologische) Lernen und Lehren kommt nicht mehr am Internet vorbei; es gilt, sich mit den digitalen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese klug für das kommunizieren theologischer Inhalte zu nutzen. Was theologisches Kommunizieren betrifft, möchte ich – erstens – wissenschaftlichberufliches von nicht-beruflichem Kommunizieren über Theologie unterscheiden. Reden wir über digitale Möglichkeiten, müssen – zweitens – auch deren Grenzen zur Sprache kommen. Drittens muss ich mich konzentrieren: In diesem Denkanstoß setze ich mich nicht mit den elektronischen Möglichkeiten unterrichtsbegleitender Software wie Moodle und auch nicht mit anderen Anwendungen auseinander, die zum Ziel haben, Menschen in Echtzeit digital und ortsunabhängig zum produktiven Zusammenarbeiten zu befähigen – das wäre ein eigenes Thema. Daher zunächst zum Zweiten: Vor meinem inneren Auge steht nicht eine Person, die in facebook, in einem Wiki oder einem Forum Textbeiträge verfasst, damit ich diese auf meinem Bildschirm lese und darauf wieder mit einem geschriebenen Text antworte. Vielmehr stelle ich mir vor, dass ich einer Person im direkten oder allenfalls telefonischen Gespräch real gegenüberstehe. Das direkte mündliche Gespräch ist meines Erachtens nach wie vor das Medium, das der Theologie und ihrem Anliegen am besten entspricht. Geht es in einer Kommunikation nicht nur um Rezepte oder Computerprobleme, sondern um Gott und die Menschen, um das Woher, Wohin und den Sinn unseres Lebens, dann wäre es gut, der Größe des Themas dadurch zu entsprechen, dass alle Aspekte interpersonaler Kommunikation auch zugelassen werden. Allein im direkten mündlichen Gespräch tritt die gesamte Persönlichkeit der Redenden in Erscheinung. Schriftlich vermittelte Theologie – egal, ob gedruckt oder digital verbreitet – beeinflusst hoffentlich das theologische Wissen und das theologische Denken. Theologisches Leben und Fühlen jedoch wird – so wage ich zu behaupten – durch real erlebte Personen geprägt.

Nicht umsonst werden Theologinnen und Theologen traditionell in Vorlesungen und Seminaren ausgebildet, deren Durchschlagskraft – die reale Anwesenheit der Studierenden einmal vorausgesetzt – vor allem davon abhängt, wie authentisch die Lehrenden im fachlichen Wissen und hinsichtlich ihrer Persönlichkeit wirken. Je höher eine Person aber die theologische Karriereleiter besonders hinsichtlich ihrer Forschungsleistungen erklimmt, desto wichtiger werden die wissenschaftlichen Texte: Wissenschaftler reagieren in Rezensionen auf die publizierten Texte anderer Wissenschaftler und verarbeiten deren Ergebnisse in den eigenen Texten weiter. Mündliche Kommunikation spielt in der theologischen Wissenschaft auf Tagungen in Vorträgen und Diskussionen eine wichtige Rolle, aber wenn die Tagung vorüber ist, kann ich mich – mit einem gesunden Abstand – wieder schriftlich damit auseinandersetzen. Die Persönlichkeit derer, die wissenschaftlich auftreten, ist dabei weniger wichtig als deren Sache.

Anders verhält es sich, wenn wissenschaftlich ausgebildete Theologen Nicht-Theologen gegenübertreten. Damit kommt der oben postulierte Unterschied zwischen nicht-wissenschaftlichem Kommunizieren über Theologie im Sinne von nicht-beruflichem Kommunizieren und wissenschaftlich-beruflichem Kommunizieren über Theologie in den Blick. Es beginnt mit dem ersten Tag des Studiums: »Du studierst Theologie? Erzähl mal, warum?« Theologen unterscheiden sich von Nicht-Theologen darin, dass sie ihre für den Beruf reservierte Lebenszeit anscheinend für etwas einsetzen, das empirisch schwer fassbar ist und schlecht nach finanziellen Gesichtspunkten abgerechnet werden kann. Das kann irritieren, und die Entscheidung für Theologie anstatt für BWL, Jura, Medizin oder Elektrotechnik ist Programm. Ein Programm, das verpflichtet: auf der Ebene des persönlichen Auftretens und auf der Ebene der mündlich-kommunikativ konstituierten Beziehungen. Was haben die anderen davon, dass ich Theologe bin/werde und meine Lehrer auf Kosten des Landes bezahlt werden?

Meine These lautet: Theologen schulden Nicht-Theologen, im mündlichen Gespräch kognitiv gut strukturiert Orientierung für das Nachdenken über Gott und für das Glauben an Gott geben zu können. Viele unserer Zeitgenossen wissen nicht, dass die Bibel eigentlich eine Bibliothek ist, und dass beispielsweise die Jesus-Geschichte viermal im Neuen Testament erzählt wird. Sachverhalte wie diese sind im Gespräch zwar schnell geklärt, aber in der theologischen Ausbildung geht es um mehr. Es geht darum, eine ganze Palette von theologischen Themen und Themen benachbarter Wissenschaften zu überblicken, diese Themen zueinander in Beziehung zu setzen und zu den einzelnen Themen auch assoziieren zu können. Damit ist ein weites Bildungsspektrum abgedeckt. Paradoxerweise scheint jedoch mehr Strukturierungsvermögen und hermeneutische Bildung vonnöten zu sein, wenn jemand die von Nichtheologen gestellte grundlegende Frage »Wie ist das mit der Auferstehung von Jesus?« beantworten soll, als wenn jemand in einem Seminar Spezialwissen über Nikolaus von Kues referiert. Zentrales und scheinbar Randständiges bedingen einander. Beides muss kognitiv erworben, durch Strukturierung verarbeitet und zur Festigung ausgesprochen werden, damit der Zusammenhang dahinter ersichtlich wird. Daraus ergibt sich das Thema »Service-Theologie«: Wie können Theologinnen und Theologen die neuen digitalen Möglichkeiten nutzen, um im mündlichen Gespräch die von Theologen geschuldete »Dienstleistung« gegenüber Nicht-Theologen besser erbringen zu können, die darin besteht, durch gemeinsames (mündliches) Strukturieren zur Orientierung hinsichtlich Denken und Glauben zu verhelfen?

Ich sehe drei maßgebliche Arbeitsweisen, Wissen zu kommunizieren: rezipieren, ausarbeiten und verbalisieren. Beim Rezipieren liegt bereits eine Ausarbeitung oder Verbalisierung vor, die ich mit meinem Vorwissen zum Thema abgleichen muss. Ich verändere beim Rezipieren die gedankliche Struktur zum Thema im Kopf. Diese Strukturveränderung kann ich vertiefen, indem ich sie außerhalb des Kopfes auf dem Papier oder dem Bildschirm abbilde: »Etwas ausarbeiten« bedeutet, außerhalb von mir befindliche Inhalte zu rezipieren und sie dabei im Kopf zu strukturieren, um sie in eine andere Form zu überführen, die wiederum außerhalb von mir liegt und getrennt von meiner Person von anderen rezipiert werden kann. Eine Ausarbeitung ist somit für mich selbst und gegebenenfalls auch für andere ein sofort erschließbares Medium wie ein Buch, eine Übersicht oder auch eine schriftlich ausgearbeitete Rede. Eine Ausarbeitung können alle souverän nutzen, indem sie entscheiden, an welcher Stelle das Rezipieren beginnt, ob vollständig rezipiert wird oder ob ein Punkt mehrmals rezipiert werden muss. Unabhängig davon, ob nach dem Rezipieren etwas ausgearbeitet wird, ist das Rezipieren die Voraussetzung dafür, dass die Rezipierenden Inhalte auch frei verbalisieren können. Verbal Dargestelltes kann wiederum rezipiert werden, aber im Gegensatz zu einer Ausarbeitung sind die Rezipierenden einer Verbalisierung nicht souverän: Was genau rezipiert werden kann, hängt davon ab, was genau die verbalisierende Person im Augenblick thematisiert. Theoretisch kann man beim Lernen auf das Ausarbeiten verzichten und sich auf das Verbalisieren und Rezipieren beschränken. Seitdem es aber im 16. Jahrhundert mit dem Buchdruck und jüngst mit der digitalen Revolution preiswert und einfach geworden ist, qualitativ hochwertige Ausarbeitungen (»Medien«) zu erstellen, wird der Vorteil von Ausarbeitungen auch geschätzt und genutzt: Je besser der Inhalt einer Ausarbeitung (z. B. das Lehrbuch) von der ausarbeitenden Person (z. B. die Autorin des Lehrbuchs) strukturiert wurde, desto leichter wird man rezipieren, verbalisieren und neu strukturieren können. Kurz: Je strukturierter der Inhalt außerhalb von mir, desto erfolgreicher meine mündliche Kommunikation.

Überlegungen zur Nutzung gegenwärtiger digitaler Möglichkeiten hinsichtlich einer guten Vorbereitung auf mündliche Kommunikation müssen also bei den Ausarbeitungen ansetzen: Wie kann das Strukturieren von Ausarbeitungen unter Nutzung dieser Möglichkeiten so optimiert werden, dass das Rezipieren, Verbalisieren und Neu-Strukturieren leicht fällt? In der Praxis meines theologischen Arbeitens vor allem in der Lehre haben sich vier Grundprinzipien herausgebildet. Konkrete Ausarbeitungen, die ich auf meiner Seite Bibel-FAQ.net zur Verfügung gestellt habe, sind einem oder mehreren dieser Prinzipien verpflichtet und bilden beispielhaft eine mögliche Realisierungsform ab:

1. Orientierung geben, indem Komplexität visualisiert wird. Theologie zu studieren, ist eine komplexe Angelegenheit. Spätestens seitdem ich versucht habe, den theologischen Lernstoff differenzierter zu gliedern als allein nach den Hauptfächern und den Namen der besuchten Lehrveranstaltungen, sind mir Zirkelbezüge, Doppelungen, thematische und historische Linien bewusst geworden, die sich nicht mehr in einer bloßen Baum-Ordnerstruktur abbilden lassen. Abhilfe schaffen hier MindMaps, die prinzipiell eine hierarchische Baumstruktur nutzen, aber durch Formatierung, farbige Hinterlegung und Querverbindungen deutlich mehr Komplexität auf einer Fläche darstellen können als ein Verzeichnisbaum. Exemplarisch verweise ich hier auf meine Orientierungsmap »Lebenstheologie« (pdf-Ansicht im A1-Format: www.bibel-faq.net/lt-a1; Erläuterungen unter www.bibel-faq.net/lebenstheologie). Darin versuche ich, die theologischen Fragen, die sich in mündlichen Gesprächen über Theologie gelegentlich stellen, entsprechend sachlicher Gesichtspunkte graphisch zueinander ins Verhältnis zu setzen. Die »Lebenstheologie« hat nicht den Anspruch, hinsichtlich wissenschaftlicher Spezial-Fragestellungen anschlussfähig zu sein, sondern ist vor allem für das mündliche Gespräch mit Nicht-Theologen konzipiert. Eine MindMap oder mehrere MindMaps, die der wissenschaftlichen Begrifflichkeit auf Examens-Niveau entsprechen würde(n), ist/sind ein Desiderat. Ein anderes Beispiel visualisierter Komplexität ist die Übersicht zum Markus-Evangelium (www.bibel-faq.net/mk-map), welche das Evangelium in einer hochaufgelösten Bibelkunde darstellt, einzelne Teile zueinander in Verbindung setzt und durch Querverweise theologische Fragestellungen einbindet, die sich aus dem Evangelium ergeben.

2. Komplexität reduzieren, indem das gleiche Thema in verschiedenen Zoomstufen ausgearbeitet wird. Beispielhaft verweise ich hier auf die Neutestamentliche Bibelkunde unter www.bibel-faq.net/bk, auch zu erreichen unter www.bibelkunde-nt.de. Der Inhaltsüberblick zeigt, dass zu einzelnen neutestamentlichen Büchern verschiedene Zoomstufen vorliegen. Zoomstufe 1 umfasst dabei eine Kurzcharakteristik zum Thema. In bibelkundlicher Hinsicht gehört zu Zoomstufe 1 auch eine Grobgliederung mit maximal 7 Punkten, möglichst mit einer Konkretion hin zum neutestamentlichen Originaltext, damit die Überschriftsformulierungen nicht zu abstrakt bleiben. Zoomstufe 1 soll ohne Weiteres mündlich kommuniziert werden können. Zoomstufe 2 ist mit klassischen Arbeitsblättern im Umfang von einem oder mehreren A4-Blättern zu vergleichen. Zoomstufe 3 ist für mich die Darstellung des Themas im Mindmapformat (so zum Beispiel die oben bereits erwähnte Markus-Map unter www.bibel-faq.net/mk-zs3 oder das Pendant zur Apostelgeschichte unter www.bibel-faq.net/apg-zs3). Zoomstufe 4 wäre eine Textarbeit wie die zum Kolosser- und Epheserbrief (www.bibel-faq.net/eph-zs4 oder www.bibel-faq.net/kol-zs4), die ausgewählte Probleme am Text in seiner Vollgestalt illustriert. Das gleiche Prinzip lässt sich auch auf Aufsätze oder Ausschnitte einer Monographie anwenden (zu betonen ist das Wort »Ausschnitte«, da man nach Auskunft der Deutschen Nationalbibliothek das Urheberrechtsgesetz so zu interpretieren hat, dass maximal 20% eines Buches kopiert werden dürfen): Ein durchmarkierter Aufsatz wäre Zoomstufe 4, eine Inhaltszusammenfassung davon Zoomstufe 1 oder 2. Unter www.bibel-faq.net/citavieren lege ich dar, wie man im Literaturverwaltungs- und Wissensmanagement-Programm Citavi zoomfähige Exzerpte anlegen kann. Besteht bei der Aufsatzlektüre das Ziel darin, die relevante Sachinformation zu finden und sofort in einer Arbeit zu verwerten, so lohnt es sicher nicht, mehr Zeit und Mühe zu investieren, als für das Überfliegen und Herausschreiben unbedingt nötig ist. Gehört der Aufsatz zum theologischen Standard, so lohnt es sich, den Aufsatztext mit einem Farbsystem zu markieren (das in bibel-faq.net verwendete Farbsystem ist unter www.bibel-faq.net/farben erklärt). Eine Inhaltszusammenfassung kann bei erneutem Rezipieren des Aufsatzes als door-opener verwendet werden. Lese ich einen so bahnbrechenden Text, dass intensivere Ausarbeitungen lohnen, dann erstelle ich ein zoomfähiges Exzerpt.

3. Erkenntnisprozesse bildhaft begleiten, indem zentrale Sachinformationen in ihrer Komplexität Stück für Stück auf Folien entfaltet werden. Powerpoint-Präsentation kennt jeder, und fast jeder Abiturient heute hat schon welche erstellt. Das Medium kann sehr verschieden eingesetzt werden: Für Diashows, als vorlesungsbegleitendes Medium, für Animationen. Für mich geht es darum, die Visualisierungsmöglichkeiten von Powerpoint oder vergleichbaren Programmen zu nutzen, um komplexe Sachverhalte Stück für Stück mit bildlicher Darstellung, kurzen textlichen Kommentaren (und ggf. längeren Notizen auf der Notizen-Seite) zu entwickeln. Eine derartige Ausarbeitung nenne ich ein »Entwicklungsbild«. Beispielhaft verweise ich auf meine Inhaltszusammenfassung zum Neuen Testament unter www.bibel-faq.net/inhalt-nt und auf die Präsentation, die die Topographie der südlichen Levante erklärt (www.bibel-faq.net/topographielevante). Ist die bildliche Darstellung mit dem kurzen textlichen Kommentar auf den Folien nicht selbsterklärend, so hilft ein pdf-Ausdruck des Entwicklungsbildes in der Notizen-Ansicht, um die gesamte Komplexität in der Ausarbeitung mitzuliefern.

4. Wiederholung ist die Mutter des Lernens. Auch das komplexeste Wissen kann man sich nur Stück für Stück aneignen. Dazu braucht es wiederholte Blicke auf die Ausarbeitungen, die in verschiedener Weise Komplexität entfalten oder vereinfachen. Um die Ausarbeitungen in der Nähe zu haben, bin ich bestrebt, alle oben aufgeführten Arten von Ausarbeitungen als pdf-Ausdruck in einem geeigneten Ordnersystem abzulegen, das sich mit meinem Tablet synchronisiert. Was ein geeignetes Ordnersystem ist, darüber lässt sich auf Basis einer MindMap-Visualisierung streiten. Für die Bibelkunde gibt es unter www.bibel-faq.net/bk-buch-digital Erläuterungen dazu, wie ich die pdf-Ausdrucke der bibelkundlichen Zoomstufen im Online-Speicher von Google hinterlegt habe. Alle, die einen Google-Account haben, können Leserechte für diesen Google-Ordner erhalten und somit die zoomfähige Bibelkunde auf dem eigenen Tablet nutzen. Die Ausarbeitungen sind nach erfolgter Synchronisierung unabhängig von einer Internetverbindung griffbereit zum Lernen in Park, Bibliothek oder auf Reisen. Das klassische Wiederholungsmedium ist das Vokabel-Karteikasten-System, welches als elektronischer Vokabeltrainer auf allen gängigen Smartphones und Tablets – in verschiedenen Apps leicht variiert verpackt – verfügbar ist. Auf www.bibelfaq. net/vokabeltrainer reflektiere ich darüber, wie solche Vokabeltrainer-Software in der Theologie eingesetzt werden könnte. Für zentrale Teile der Bibelkunde gibt es bereits Vokabeltrainer-Dateien, die sich am Inhalt der bibelkundlichen Ausarbeitungen der Website orientieren. Wenn Inhalte für einen Vokabeltrainer aufbereitet werden, dann ist entscheidend, dass der Lernstoff in das Frage-Antwort-Schema passen muss. Durch diese Formalisierung lässt sich das zu lernende Fachwissen bestens strukturiert ablegen. Das Rezipieren ist beim Vokabeltrainer eine alleinige Fleiß-Angelegenheit. Was einmal wiederholt im Kopf strukturiert wurde, gehört bald zum dauerhaften Wissensbestand. Danach fehlt nur noch das Verbalisieren, damit der Kreislauf des theologischen Denkens mit anderen Theologinnen und Theologen neu beginnen kann.

Mit meinen Versuchen, theologische Kommunikation durch Nutzung der digitalen Medien zu optimieren, stehe ich nicht alleine da. Die Examensleistung nicht weniger Studierender bestand darin, den gesamten theologischen Lernstoff aus Büchern zu Lernkarten umzuarbeiten, seit etwa 10 Jahren eher in digitaler Form, bis dahin wohl eher auf Karteikarten. Durch die digitale Verfügbarkeit des komprimierten Examenswissens können heutige Examenskandidaten auf eine Vielzahl von Ausarbeitungen mit geringerer Zoomstufe zugreifen und somit aus Exzerpten lernen. Die für die Ausarbeitungen gesparte Zeit kann in das mündliche Strukturieren durch Verbalisieren investiert werden. Dass dadurch der Transfer theologischen Wissens, das als Ausarbeitung außerhalb der Person liegt, in die Person hinein entscheidend begünstigt wird, ist unbestreitbar ein großer Fortschritt. Die Digitalisierung bedingt jedoch auch, dass das Material, welches für die Examensvorbereitung zur Verfügung steht, immer mehr, und eine Orientierung im Wust der Dateien immer notwendiger wird. Eine gesamttheologische Map-Übersicht, aus der man ein geeignetes differenziertes Ordnersystem ableiten könnte, wäre hier tatsächlich nützlich. Gerade in der propädeutischen Veranstaltung wäre eine Übersicht darüber aufschlussreich, was Theologie eigentlich alles beinhaltet. Wie schon angedeutet, müsste über die darin aufgestellte differenzierte Hierarchie gestritten werden. Die MindMap-Datei anzupassen und (erneut) im pdf-Format allgemein verfügbar ins Netz zu stellen, stellt im digitalen Zeitalter jedenfalls kein Problem dar. Würde dieses gesamttheologische Inhaltsverzeichnis – wie auf www.bibel-faq.net/forum bereits angelegt – im Internet abgebildet, dann wäre das ein idealer Ort für eine interaktive Linksammlung. Dadurch, dass in dem von Bibel-FAQ.net verwendeten Blogsystem »Wordpress« eine Kommentarfunktion bereits integriert ist, können alle, die eine optimierte Ausarbeitung der examensrelevanten theologischen Inhalte produziert haben, an passender Stelle darauf verweisen. Anmelden oder registrieren muss man sich dazu nicht. Falls Unbrauchbares gebloggt wird, gibt es – im Gegensatz zu facebook – eine Löschfunktion. Wenn dadurch Theologie nicht nur auf dem Niveau von Zoomstufe 4, 3 und 2 betrieben werden würde, sondern auch qualifizierte, graphisch aufbereitete Zoomstufen 1 und 0 entstehen würden, wäre das ein bedeutender Fortschritt an digitalem Service für die Theologie, wie ich meine. Allgemein erwarte ich, dass sich die Kultur mündlicher Kommunikation über Theologie durch das Zuhandensein qualitativ hochwertiger digitaler Ausarbeitungen verändert. Ich stelle mir vor, dass der Inhalt eines Aufsatzes nicht mehr nur vage erklärt wird (»Ist schon lange her, dass ich das gelesen habe.«), sondern anhand eines Entwicklungsbildes auf dem Tablet auch hinsichtlich einzelner Gedanken dem Theologen wieder und dem Nicht-Theologen erstmals vor Augen geführt werden kann.Fruchtbringend auch mit hochdifferenzierten und großformatigen MindMaps zu arbeiten, ist keine Illusion mehr, seitdem es hochauflösende Displays gibt. Dass Zoomstufen eines Themas existieren, schärft meines Erachtens das Bewusstsein dafür, dass die Komplexität eines Themas zum Zweck mündlicher Vermittlung in einem Gespräch reduziert werden muss. In der bibelkundlichen Prüfung besteht explizit die Anforderunge, Themen zunächst auf dem Niveau von Zoomstufe 1 zu entfalten, um hinsichtlich des ganzen Themas Anknüpfungspunkte für den Fortgang des Gesprächs zu haben. Zudem mildern Zoomstufen meiner Einschätzung nach die Angst vor dem »Berg« an Arbeit, ein umfangreiches Thema erarbeiten zu müssen: Zoomstufe 1 ist ein »Hügelchen«. Dieses in kurzer Zeit bewältigt zu haben, bedeutet, schon im Thema zu stehen. Da Zoomstufe 1 in der Regel in Zoomstufe 2 enthalten ist, entsteht beim Rezipieren von Zoomstufe 2 ein Wiederholungseffekt, woraufhin durch wiederholtes Rezipieren von Zoomstufe 1 eine Vergewisserung und Festigung erfolgen kann. Um digitale Ausarbeitungen unkompliziert weitergeben zu können, halte ich es für wichtig, alles Wertvolle im pdf-Format im Synchronisationsordner abzulegen. Pdf-Dateien sind das elektronische Pendant zum Ausdruck auf Papier, und alle, die eine pdf-Datei öffnen, sehen das Gleiche. In verschiedenen Varianten und Versionen von Textprogrammen hingegen, die auch noch unter verschiedenen Betriebssystemen laufen, sehen die Dateien einfach unterschiedlich aus: Tabellen verschieben sich, Text wird abweichend formatiert. Ein pdf schafft hier Abhilfe. Mit dieser kurzen Bemerkung hinsichtlich einer praktischen Frage schließe ich, obwohl Weiteres zur praktischen Umsetzung einer Service-Theologie zu sagen wäre. Das Gespräch kann unter www.bibelfaq.net/denkanstoss weitergeführt werden; auf dieser Seite ist die Kommentarfunktion aktiv. Für alle anderen Bestandteile der Website, auf die im Text verwiesen wurde, gilt das in gleicher Weise…